Kennst Du den Unterschied zwischen Arabica und Robusta?
TAZZA gibt dir einen Überblick über die zwei wirtschaftlich bedeutendsten Kaffeesorten. Zuallererst möchte ich mit einem Vorurteil aufräumen: Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung gibt es keine Qualitätsunterschiede zwischen Arabica- und Robustabohnen, auch wenn es dir die einschlägige Werbung weiß machen möchte.
Was Du über die Biologie und den Anbau der Kaffeesorten wissen solltest
Eines sollten wir zu Beginn klarstellen. Die beiden Arten Arabica (Coffea arabica) und Robusta (Coffea canephora) stammen von der Kaffeepflanze (Coffea) aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) und sind die berühmtesten von weit über 100 bekannten Arten. Das macht sie aus biologischer Sicht zu engen Verwandten. Doch da sie von verschiedenen Unterarten stammen, gibt es spannende Unterschiede, die ich dir in diesem Blogartikel nahelegen möchte.
Neben Arabica und Robusta gibt es zum Beispiel auch noch die Coffea Liberica und Coffea Excelsa. Alle Kaffeepflanzen bringen Kaffeekirschen hervor. Kaffeekirschen werden auch Kaffeebeeren genannt und schmecken beim rohen Verzehr fruchtig süß. Man müsste eine sehr viele von diesen Kirschen essen, weil sie nur sehr wenig Fruchtfleisch besitzen. Noch reizvoller als die rohen Kirschen zu essen ist die Verarbeitung zum Kaffeegetränk.
Im Gegensatz zu Robusta sind Arabica-Pflanzen beim landwirtschaftlichen Anbau vergleichsweise anspruchsvoll. Sie brauchen nicht nur eine hohe Luftfeuchtigkeit, sondern haben auch hohe Anforderungen an die Temperatur: Sie mögen es weder zu heiß noch zu kalt. Ideal sind die klimatischen bedingungen in einer Anbauhöhe zwischen 400 und 1200 Metern über dem Meeresspiegel. Obwohl die Arabica-Pflanze ursprünglich aus Äthiopien kommt hat das zur Folge, dass zentral- und südamerikanische Länder im Kaffeeanbau von Kaffeepflanzen mitunter Vorreiter sind. Nach dem Anbau erfordert auch die Ernte der Arabicabohnen ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl, denn anstatt alle Kaffebohnen gleichzeitig zu ernten, sollten diese peu à peu je nach Reifegrad geerntet werden. An einer schonenden Ernte von Hand der Arabica-Bohnen führt bei einem hohen Qualitätsanspruch also kein Weg vorbei.
Der Name lässt es schon vermuten: Die Robusta Kaffeepflanze ist robuster als die Arabica-Schwester. Das zeigt sich beispielsweise in einer erhöhten Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Zudem hat sie geringere Ansprüche an die klimatischen Bedingungen und Terroir. Ein weiterer Vorteil der Robusta-Pflanze ist die einfachere Ernte der Kaffeekirschen, wodurch auch wirtschaftliche Effizienzen erreicht werden. Das sind die wahren Gründe, wieso der Arabica Preis in aller Regel deutlich höher als der Preis für die verwandte Robusta-Sorte. Unter’m Strich macht Arabica ungefähr 70% der Bohnenernte weltweit aus. Der Anbau von Robusta-Kaffee erfolgt mehrheitlich in asiatischen Ländern, zu denen Vietnam, Indonesien und Indien zählen. Auch Brasilien und Uganda spielen eine wesentliche Rolle.
Die Unterschiede der beiden Sorten sind schnell sichtbar
Die Robusta-Pflanze wächst eher in Busch-Form und wird bis zu acht Meter groß, daher muss diese von den Kaffeebauern regelmäßig getrimmt werden. Die etwa fünf meter hohe Arabica-Pflanze ist somit etwas pflegeleichter. Während bei der Robusta-Pflanze die Kaffeekirschen in der Regel eng am Zweig gedrängt wachsen, sind sie beim Arabica gleichmäßiger verteilt. Nicht nur beim Betrachten des Strauches, sondern auch bei den von Bohnen der beiden Kaffeesorten selbst fallen sogar Laien deutliche Unterschiede in Form und Farbe auf. Man kann die beiden Sorten optisch einfach auseinander halten.
Im Allgemeinen wachsen die Kaffeekirschen der Robusta-Pflanze zusammengehäuft. Die gelb-bräunliche Hülle der Robusta-Kaffeekirsche schützt die verborgenen, kleinen Kaffeebohnen. Robustabohnen sind sehr rund, daher nennt man sie auch oft Rundbohne, zudem ziert sie ein kerzengerader Einschnitt. Letzteres ist das wohl prägnanteste Unterscheidungsmerkmal der Robustabohne.
Arabicabohnen haben eine eher ovale und deutlich flachere Form, daher nennt man sie oft Flachbohne. Die Hüllenfarbe der Kaffeekirsche ist eher grünlich, teilweise treten sogar leicht bläuliche Farben auf. Während der Einschnitt bei Robusta gerade ist, hat der Einschnitt der Arabicabohne eine elegant geschwungene Form.
Röstung und Geschmack
Am besten, Du kaufst dir eine Mischung aus beiden Sorten; dort kannst Du Dir die Unterschiede selbst ansehen, denn selbst nach der Röstung sind die oben beschriebenen Unterschiede deutlich erkennbar. Machen wir uns nichts vor. Worauf es bei Kaffeebohnen aber wirklich ankommt, ist der Geschmack! Geschmacklich unterscheiden sich Arabica und Robusta in vielerlei Hinsicht. Ich muss an dieser Stelle aber unbedingt betonen, dass eine Verallgemeinerung von Geschmäckern von Kaffeesorten unmöglich ist. Wenn überhaupt, können allgemeine geschmackliche Tendenzen beschrieben werden. Und wie überall gilt: Geschmack ist immer subjektiv. Ich möchte dich hiermit ermutigen, deine Experimentierfreudigkeit auch beim Kaffee auf die Probe zu stellen und deinen eigenen Kaffeestil zu entdecken.
Schon beim bloßen Schnuppern an gerösteten Kaffeebohnen wirst du die traumhaften Karamell- und Röstaromen, die durch den Röstprozess entstehen, wahrnehmen können. Hierfür sind Zuckerstoffe (Polysaccharide) verantwortlich, die sowohl in Arabica als auch in Robusta gleichermaßen auftreten.
Deutliche Unterschiede gibt es hingegen beim Koffeingehalt und bei der Chlorogensäure der beiden Sorten. Die Chlorogensäure ist für den leicht bitteren Beigeschmack verantwortlich und kommt bei Robusta vergleichsweise in größerem Umfang vor. Zudem ist der Koffeingehalt von Robustabohnen etwa doppelt so hoch wie bei Arabica. Der Koffeingehalt von Arabica-Kaffees liegt zwischen einem und zwei Prozent. Folglich weisen Robustabohnen einen Koffeingehalt von zwei bis zu viereinhalb Prozent auf. Für Frühaufsteher und Morgenmuffel ist ein Kaffee aus Robustabohen somit der ideale Muntermacher.
Arabica-Kaffee gilt als besonders harmonisch und sehr aromatisch. Er wird gemeinhin als ein eher sanfter, und edler Kaffee mit feinem Geschmack charakterisiert, der sich durch seine besondere Milde auszeichnet. Die fruchtigen und feinen Geschmacksnoten sind auf einen hohen Anteil an Kaffeeölen zurückzuführen. Auch beim Kaffee wirkt dieses Öl als Geschmacksträger. Würdest du dich selbst als einen Genusstrinker bezeichnen, für den die Tasse Kaffee ein entspannender Augenblick der Besinnung sein soll, empfehle ich dir Arabica-Kaffee.
Der Geschmack von Robusta-Kaffee ist hingegen weniger elegant, dafür aber breiter und insgesamt kräftiger. Somit gilt Robusta-Kaffee als tendenziell erdig, holzig und oftmals auch etwas bitterer als die Arabica-Schweser. Wenn du deinen Kaffee also besonders stark bevorzugst und auf einen vollen Körper und ausgeprägte erdige Noten großen Wert legst, möchte ich dir die Robusta-Bohne empfehlen. Übrigens: Achte bei Robusta-Kaffee auf die üppige Crema. Das ist der dichte, goldbraune Schaum, der sich auf dem Getränk absetzt.
In der Welt der Weine mischt der Winzer beim sogenannten Cuvée verschiedene Rebsorten miteinander, um das beste aus verschiedenen Sorten zu vereinen. Selbiges Vorgehen praktizieren Röstmeister seit geraumer Zeit und mischen Arabica- und Robusta-Bohnen. Die Auswahl geschmacklich optimal zueinander passender Arabica- und Robusta-Bohnen stellt Röstmeister vor eine große Herausforderung, aber mit einer guten Portion Durchhaltevermögen und Liebe zum Detail kann dadurch ein tiefes und abgerundetes Aroma sichergestellt werden.
Fun Facts
In der Frucht einer Kaffeepflanze befinden sich in den allermeisten Fällen zwei Samen. Diese Samen sind uns als Kaffeebohnen bekannt. Manchmal kommt es vor, dass sich aber nur einer der beiden Samen ausbildet. Das nennt man dann eine Perlbohne.
Wissenschaftler munkeln, dass die komplexe Aromenvielfalt der Arabicabohne auf das Erbgut zurückzuführen ist. Bei Arabica ist die Chromosomenanzahl im Vergleich zum Robusta doppelt so hoch.
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Hey, mein Name ist Benedikt und ich bin einer der Gründer von TAZZA Coffee. Seit mehr als zehn Jahren habe ich Kaffee förmlich im Blut und neuerdings schreibe ich auch gern darüber. Ich hoffe, dass Du in diesem Blogartikel neue Erkenntnisse gewinnen konntest und freue mich sehr über Deine Kommentare sowie auf spannende Diskussionen.