Direkthandel: Was ist direkt gehandelter Kaffee?
Fair ist nicht gleich fair. Für die allermeisten unter uns ist Fairtrade ein bekannter Begriff, doch was unter Direkthandel zu verstehen ist, ist für viele noch ein großes Fragezeichen. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle etwas Licht ins Dunkel bringen. Direkthandel legt einen Grundstein für Transparenz, Fairness, Vertrauen und Nachhaltigkeit. Nur eines möchte ich noch vorweg greifen: In diesem Blogbeitrag wirst du erfahren, wieso der Einkaufspreis von TAZZA Kaffeebohnen um mindestens 50 % über dem von Fairtrade Kaffeebohnen liegt.
So funktioniert Direkthandel bei Kaffee
Beim Direkthandel wird der Kaffee anstatt an der Börse direkt vom Kaffeeproduzenten selbst eingekauft. Bei dieser Form des Kaffeehandels verkaufen Produzenten in der Regel als einzelne Erzeuger oder als Zusammenschluss, etwa in Form von Genossenschaften, ihre grünen Bohnen an Röstereien. Ganz wichtig: Direkthandel lebt von langfristig orientierten Partnerschaften und einem lebendigen Austausch zwischen Kaffeeproduzent und Kaffeerösterei. Auf diese Weise kommt der Wertschöpfungskette ein besonders hohes Maß an Transparenz zu gute, das von immer mehr Kunden und Kaffeegenießern wertgeschätzt wird. Transparenz bedeutet hier, dass der genaue Ursprung der Kaffeebohnen stets nachvollzogen und zurückverfolgt werden kann. Der Käufer kann die Kaffeeplantage besuchen, sich vom Erzeugnis und der Qualität selbst ein Bild machen und eine persönliche Beziehung mit dem Bauern aufbauen oder erhalten.
Die wissenschaftliche Perspektive
Einer Studie der Universitäten Berkely und San Diego zu Folge hat Fairtrade Kaffee langfristig gesehen keinen positiven Effekt auf die Lebensbedingungen der Kaffeeerzeuger. Dabei sind die gerechten Löhne eigentlich eines der Hauptziele von Fair Trade. Die Forscher kamen zum Fazit, dass die wirtschaftlichen Vorteile durch die höheren Kosten im Rahmen der Zertifizierung zunichte gemacht werden. Direktgehandelter Kaffee ist in der Regel teurer als gewöhnlicher Kaffee und zudem liegt der Preis über dem Weltmarktpreis von Fairtrade Kaffee. Eine Fairtrade-Zertifizierung wird bei direktgehandelten Kaffeebohnen nicht benötigt und somit fallen keine damit verbundenen Kosten an. Dies ist im Übrigen auch der Grund, wieso einige direktgehandelten Kaffeebohnen aus biologischem Anbau in vielen Fällen kein Label der Öko Kontrollstelle erhalten. Die durch die fehlende Zertifizierung eingesparten Kosten dienen der Entwicklung und Verbesserung der landwirtschaftlichen Anbau- und auch der Lebensbedingungen der Bauern vor Ort selbst. Indem der Kaffeeproduzent und die Kaffeerösterei näher zusammenwachsen, entsteht eine Handelskette, die für Dich als TAZZA Kunden mehr Transparenz bietet. Der höhere Verkaufspreis kommt somit bei den Familien der Kaffeebauer selbst an.
Neben all diesen Vorteilen gibt es für die beteiligten Parteien beim Direkthandel einige Aspekte der Kehrseite zu beachten. Ohne Agenturen, die den Prozess regulieren, hängt der Erfolg der Handelstransaktion stärker vom Vertrauen zwischen den beteiligten Parteien ab, und es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Geschäftsvorhaben scheitern. Röstereien und Produzenten sind beide in der Pflicht, sich im Rahmen der Geschäftsanbahnung über Geschäftsabläufe, internationale Importverfahren und die Zoll- und Logistikprozesse aufzuklären. Der Kaffeeerzeuger muss sicher sein , dass der Käufer der Qualität verpflichtet ist und auf Loyalität großen Wert legt. In vielen Fällen ist eine Vorauszahlung durch den Importeur die einzige Möglichkeit einer dauerhaften Verbindung zu einer Gemeinschaft von Kaffeeproduzenten.
Die Verwendung des Labels “Direkthandel” ist bislang nicht zentral reguliert. Somit ist nicht immer klar, was "direkter Handel" in Wirklichkeit bedeutet oder wie viel besser die Produzenten mit diesem Modell dran sind.
Fairtrade Kaffee
Der Mindestpreis für Fairtrade Kaffeebauern beträgt aktuell 2,80 US-Dollar je Kilogramm. Je Pfund kommen noch eine Prämie in Höhe von 20 Cent, sowie im Falle von biologisch angebauten Kaffeebohnen ein weitere Aufschlag in Höhe von 30 Cent je Pfund hinzu. Bevor der Kaffeeproduzent mit diesen Umsätzen rechnen kann, die ihm zustehenden, muss er eine Antragsgebühr von über 500 Euro vorstrecken. Hinzu kommt noch eine Zertifizierungsgebühr beim ersten Mal in Höhe von weiteren 2.250 Euro. Als Gegenleistung erhalten die Kaffeebauern Beratungsleistungen, die im Umkehrschluss zu einer höheren Produktivität folgen. Auf diese Weise profitieren die Kaffeebauern vom Fairtrade Konzept.
Unser Fazit über direktgehandelten Kaffee
Alles fängt damit an, dass jeder Akteur beim Kaffeehandel, insbesondere die Kaffeeerzeuger selbst, einen gleichgewichtigen Platz auf dem Markt erhalten. Für uns bei TAZZA ist der höhere Verkaufspreis nur eine von vielen Formen der Wertschätzung für die Menschen, die in geduldiger Handarbeit voller Sorgfalt und Hingabe die Rohbohnen ernten, aufbereiten und exportfähig machen. Der direkte Handel der Kaffeebohnen ist für uns einer der zentralen Aspekte unserer Philosophie. Dies ist uns bei TAZZA auch ein Einkaufspreis, der mindestens 50% über dem von Fairtrade Kaffee liegt, wert.
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Hey, mein Name ist Benedikt und ich bin einer der Gründer von TAZZA Coffee. Seit mehr als zehn Jahren habe ich Kaffee förmlich im Blut und neuerdings schreibe ich auch gern darüber. Ich hoffe, dass Du in diesem Blogartikel neue Erkenntnisse gewinnen konntest und freue mich sehr über Deine Kommentare sowie auf spannende Diskussionen.